Jetzt geht es bald los. Sie haben schon recht viel vorbereitet und langsam steigt die Aufregung. Immer öfter
horchen Sie in sich rein, weil sie meinen, dieses oder jenes Ziepen könnte eine kleine Wehe sein, was nicht
ausgeschlossen ist - es gibt vor der Geburt jede Menge Übungswehen.
Manchmal gleichen diese Wehen in Häufigkeit und Stärke jenen, die auftreten, wenn es wirklich losgeht und
sind eben doch nur dazu da, die Gebärmutter auf ihre loslassende Tätigkeit vorzubereiten. Woran erkennen
Sie jedoch, ob es "richtige" Wehen sind?
Ein erstes Merkmal ist noch immer die Häufig- und Regelmäßigkeit. Messen Sie die Zeit zwischen
den Kontraktionen. Erst wenn diese über einen längeren Zeitraum (ca. 1 Stunde) alle 5 bis maximal 10 Minuten
auftreten, könnte es sich um geburtseinleitende Wehen handeln und sie befänden sich dann in der
Eröffnungsphase. Denken Sie immer daran: in der Regel dauert es 8 bis 13 Stunden bis alle Phasen
der Geburt durchlaufen sind, die letzte ist die Austreibungsphase. Selbst wenn diese Wehen "richtige"
Wehen sind, ist in den meisten Fällen noch keine Eile geboten.
Wenn Sie sich noch immer unsicher sind, hilft ein warmes Bad. Handelt es sich nur um Übungswehen, hören
diese dabei auf. Sollten es schon richtige Wehen sein (und die Phasen der Geburt haben begonnen), wird Ihnen
das Bad helfen, sich zu entspannen. Sie sollten sich bewusst sein, dass dieses in naher Zukunft Ihr letztes
Bad ohne kleines Balg sein wird. Ein letztes Bad in totaler Ruhe. Genießen Sie!!
Wenn nun die Wehen bei diesem letzten Bad nicht schwächer geworden sind oder aufgehört haben, sondern vielleicht immer stärker und regelmäßiger wurden, dann können Sie davon ausgehen, dass Ihr kleiner Wurm auf die Welt will und Sie sich in der ersten Phase der Geburt (der Einleitungsphase) befinden. Bleiben Sie trotzdem ganz ruhig und entspannt. Bei Frauen, die gelassen mit den Wehen umgehen, öffnet sich der Muttermund schneller, als bei angespannten und nervösen Frauen. Versuchen Sie sich ruhig noch ein bisschen abzulenken. Bringen Sie Ihren Haushalt so in Ordnung, dass Sie ruhigen Gewissens gehen können, machen Sie sich noch eine Kleinigkeit zu essen - das was jetzt kommt wird anstrengend. Vielleicht legen Sie sich noch eine Runde in den Garten und genießen die Ruhe.
Sollten Sie jedoch bei allem guten Willen überhaupt kein bisschen ruhig und entspannt sein, sondern
ganz im Gegenteil super nervös, angespannt und unsicher, dann rufen Sie Ihre Hebamme an oder fahren Sie
ins Kranken- oder Geburtshaus. Dort werden Sie untersucht und man wird Ihnen sagen, dass alles in Ordnung ist
und wie lange es vermutlich dauert, bis die Geburt tatsächlich beginnt. Lieber einmal zu viel ins Krankenhaus
als im entscheidenden Moment zu lange gewartet.
Wenn es blinder Alarm war, fahren Sie eben wieder nach Hause und können dann tatsächlich entspannt baden
oder im Garten liegen. Wenn die Phasen der Geburt tatsächlich begonnen haben, riskieren Sie allenfalls eins,
zwei Stunden länger im Krankenhaus zu sein, statt bei sich zu Hause.
Sicherlich sind die Bewegungen Ihres Kindes in den letzten Wochen weniger geworden. Es hat einfach keinen Platz mehr für Purzelbäume und so beschränken sich die lieben Kleinen auf spontane Ellenbogen- oder Kniestöße. Wenn Sie jedoch das Gefühl haben, dass es in den letzten Stunden viel weniger oder sogar gar keine Kindsbewegungen mehr gab, dann sollten Sie sich in ein Krankenhaus oder zu Ihrem Gynäkologen begeben, damit dieser per Herztonmesser und Ultraschall überprüfen kann, ob es dem Kind gut geht.
Wenn die Fruchtblase platzt, verlieren Sie plötzlich und ohne Kontrolle darüber zu haben,
ziemlich viel Flüssigkeit. Es kann sich anfühlen, als ob sie eingepullert hätten und leider
sieht es auch genauso aus. Die Flüssigkeit in der Fruchtblase ist hell und damit schwer
von Urin zu unterscheiden.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, begeben Sie sich in ein Krankenhaus oder rufen Ihre Hebamme an.
Mithilfe eines Indikatorstäbchens kann zweifelsfrei erkannt werden, ob es sich um Urin
oder Fruchtwasser handelt.
Wenn das Fruchtwasser, dass Sie verloren haben, eine dunkelgrüne Verfärbung aufweist,
dann sollten Sie sich auf jeden Fall und schnellstmöglich in ein Krankenhaus begeben.
Auch wenn die verlorene Flüssigkeit frisches Blut enthält oder von einer Blutung begleitet wird,
sollten Sie sich unverzüglich in ein Krankenhaus begeben.
Wenn Sie zum Ende der Schwangerschaft plötzlich eine Handvoll Schleim verlieren, kann es sich um den
Schleimpfropf handeln, der während der Schwangerschaft den Muttermund verschlossen hat. Er verhindert, dass
Keime oder Bakterien in die Gebärmutter eindringen.
Dieser Schleim ist hellbraun oder rosa und manchmal auch blutig gefärbt. Er kann in Teilen oder gleich
vollständig abgehen.
Dieser Abgang ist ein Zeichen dafür, dass sich die Zeit der Schwangerschaft dem Ende nähert. Es kann jedoch
bis zur Geburt trotzdem noch bis zu 6 Wochen dauern.
Sie müssen sich also weder Sorgen noch sofort auf den Weg machen.
Nehmen wir an, Ihre Wehen sind in den letzten zwei Stunden ganz regelmäßig alle fünf Minuten aufgetreten. Sie
haben eine letzte Runde durch Haus oder Wohnung gedreht, noch einmal voll Vorfreude in das noch leere
Kinderzimmer geschaut, überprüft, ob Ihre Kliniktasche alle wichtigen Dinge und Unterlagen enthält und
sind nun wild entschlossen, das Baby zu bekommen.
Dann ist es jetzt Zeit in Ruhe den Weg ins Kranken- oder Geburtshaus zu beginnen oder die Hebamme für
die Hausgeburt anzurufen. Der liebe Freund, der Sie auf diesem anstrengenden und schönen Weg begleitet, wird
Ihnen hoffentlich bereits zur Seite stehen und Ihnen Halt geben, wenn eine Wehe Sie überrollt und für
einen Moment die Welt nur aus dem Schmerz zu bestehen scheint, der dafür sorgt, dass ein kleines Wesen
bald das Licht des Tages erblickt und sich ergeben und voller Vertrauen in Ihre Hände begibt.
Diese Wehen, die trotz Ihrer Regelmäßigkeit doch relativ schwach sind (im Vergleich zu dem, was Sie
später erwartet), sind eine gute Gelegenheit all die Dinge auszuprobieren, die im Geburtsvorbereitungskurs
trainiert wurden. Welche Massage tut Ihnen gut? In welcher Stellung fühlen Sie sich am wohlsten? Wie ging
nochmal die Atemtechnik, mit der die Wehen veratmet werden sollten?
Noch einige Worte zum Einlauf:
Wenn Sie eine Wassergeburt wollen, werden Sie um einen Einlauf nicht herum kommen. Während der
Presswehen, pressen Sie in den meisten Fällen alles heraus, was nur noch in Ihnen steckt, um Sie zu
verlassen. Und dazu gehört auch Kot. Wenn Kot in das Wasser in der Geburtswanne gelangt, ist das nicht nur
für Sie unangenehm, sondern auch für das Kind gefährlich.
Auch wenn Sie keine Wassergeburt wünschen, wird Ihnen die Hebamme vielleicht einen Einlauf empfehlen.
Viele Frauen sind in der letzten Phase der Geburt beim Pressen gehemmt, weil es sich anfühlt, als würden
sie dabei Kot verlieren (was sie oft auch tun, wenn sie keinen Einlauf hatten). Sie können sich dieses
unangenehme Gefühl während dieser eh schmerzhaften Phase ersparen, wenn Sie sich für einen Einlauf entscheiden.
Im Endeffekt muss das aber jede Frau für sich entscheiden.
Die Wehen werden jetzt immer stärker und häufiger. Versuchen Sie trotzdem noch so entspannt wie
möglich zu sein.
Die Frauen verhalten sich in dieser Phase der Geburt ganz unterschiedlich und auch Sie sollten testen,
womit es Ihnen am besten geht. Wie Sie den Geburtsschmerz lindern können, lesen Sie hier:
Geburtsschmerz lindern
Laufen Sie eine Runde durch die Gegend. Schauen Sie einen leichten, lustigen Film, den Sie für jede
Wehe unterbrechen können. Probieren Sie die vorhandenen Möglichkeiten für die Geburt aus (Knautschkissen,
Hocker, Seil, Sprossenwand und vieles mehr). Vielleicht haben Sie auch Lust duschen zu gehen. Manche Frauen
empfinden es als angenehm, auf einem Hocker oder Gymnastikball in der Dusche zu sitzen und sich während
der Wehen den schmerzenden Rücken vom Partner mit warmen Wasser massieren zu lassen.
Da die Wehen bei einigen Frauen Ähnlichkeit mit den Schmerzen haben, die sie während der Periode empfinden,
sollten Sie auch die entsprechenden Gegenmaßnahmen versuchen. Wenn also gegen Ihre Regelschmerzen ein
Heizkissen im Rücken hilft, versuchen Sie es auch gegen den Wehenschmerz.
Während der ganzen Zeit werden entweder ununterbrochen oder wenigstens in regelmäßigen Abständen die
Herztöne des Kindes kontrolliert. Dafür gibt es inzwischen transportable CTGs, die per Funk die Werte an
den Drucker senden. Diese Geräte sind zum Teil sogar wasserfest und können auch unter der Dusche oder
in der Badewanne die Herztöne registrieren und weiterleiten. So lange die Herztöne Ihres Kindes normal
sind, besteht kein Grund zur Sorge.
Außerdem wird in regelmäßigen Abständen nachgesehen, ob sich der Muttermund öffnet. Erst wenn dieser
vollständig offen ist (8-10cm), beginnt die Austreibungsphase (die dritte und vorletzte Phase der
Geburt) und Sie werden ermuntert mit den Wehen zu pressen. Vorher wäre das vollständige Kraftverschwendung.
Die Wehen treten jetzt alle zwei Minuten auf und werden wirklich schmerzhaft und intensiv.
Diese Austreibungsphase ist zum Glück in den meisten Fällen nicht mehr allzu lang. Von der Zeit her haben
Sie den größten Teil geschafft. Innerhalb von 30 bis 60 Minuten ist in der Regel alles vorbei.
Wenn sich Ihr Kind einen Weg vorbei an den Beckenknochen gebahnt hat, ist ein letztes Hindernis der
Scheideneingang. Für das Kind ist dies ein sehr enger Ausgang. Manchmal ist er zu eng, dann reißt er
oder er wird von den Ärzten eingeschnitten. Das ist der sogenannte Dammschnitt. Unter der Geburt
müssen Sie keine Angst vor Schmerzen beim Schneiden oder Reißen haben. Sie sind vollständig mit anderen
Dingen und Schmerzen beschäftigt. Bleiben wird eine Wunde und wie das mit solchen üblich ist, bereiten sie
mal mehr, mal weniger Beschwerden. Der Riss oder Schnitt wird nach der Geburt genäht und dafür das Gewebe
drumherum örtlich betäubt.
Um die Chance zu vergrößern, dass Ihr Damm weder reißt noch geschnitten werden muss, empfehle ich ein
Trainingsgerät namens EPINO. Mit diesem Gerät wird
zum Einen der Beckenboden trainiert, was verhindern hilft, dass man beim Niesen gleichzeitig pullert und
außerdem erhöht es die Dehnbarkeit von Scheideneingang und Muskeln. Wie bei jeder Dehnungsübung wird
nichts ausgeleiert oder auf Dauer erweitert, sondern lediglich die Möglichkeit geschaffen, dass sich
Muskeln und Gewebe flexibel anpassen. Diese Dehnbarkeit kann einen Teil der Schmerzen minimieren
(nämlich die, die dadurch entstehen, dass der Babykopf sich durch den engen Scheidengang quetscht und
dieser dabei überdehnt wird) und einen Dammriss oder -schnitt verhindern helfen.
Zusätzlich helfen können Dammmassagen ab der 30. Schwangerschaftswoche zum Beispiel mit
Weleda Damm-Massageöl.
Ob frau reißt oder geschnitten werden muss, hängt natürlich auch sehr vom Einsatz der Hebamme ab.
Manche sind auf diesem Gebiet sehr bewandert und bemüht. Mit warmen Waschlappen oder sogar warmem Kaffeegrund
versuchen sie ihr Bestes, um den Damm der Frau zu schützen und sind dabei nicht selten erfolgreich.
Irgendwann hat jedes Kind auf dem einen oder andere Wege den Mutterleib verlassen. Und damit enden die
Phasen der Geburt und es beginnt ein weiteres Kapitel in Ihrem und dem Leben Ihres Kindes.
Ich wünsche Ihnen viel Glück und viel Freude. Gönnen Sie sich immermal einen ganz unbeschwerten Blick auf
das Lächeln Ihres Kindes. Lassen Sie alles stehen und liegen und versinken Sie, wie Sie nichtmal in das
Lächeln eines oder einer Geliebten versinken würden.
Autor: Katarina Telschow